BWV 247 2. Fassung 1744, nach dem Textdruck St. Petersburg* BC D 4 Textdichter: Christian Friedrich Henrici = Picander Textdruck: Dritter Band der"Ernst=Schertzhafte und satyrische Gedicht"; 1725; Seite 49-57 TEXTE Zur Paßions-Music nach dem E- vangelisten Marco auf Char-Freytag 1731 |
Entstehungszeit des Textes: vor 1725 (Druck) Werkfassungen: Musik bis auf wenige mutmaßliche Parodien weitgehend verschollen, Text erhalten, Mindestens zwei Werkfassungen (Quelle Bach-Jahrbuch 2009) Die vierstimmigen Choräle könnten sich zum Teil in der Sammlung der vierstimmigen Choräle (Birnstielsammlung) finden. Die Sätze Nr. 26, 28, 32, 38 haben sich in einer Abschrift von J. L. Dietels um 1738 erhalten und entstammen wohl der originalen Partitur. * Nach den Informationen aus Bach-Jahrbuch 2009, kleiner Änderungen dort nicht dokumentiert. |
Zählung nach | Coro Geh, Jesu, geh zu Deiner Pein! Ich will so lange Dich beweinen, bis mir Dein Trost wird wieder scheinen, da ich versöhnet werde sein. | Vermutlicher Parodiebezug WV 198 / 1 BC G 34 / 1 bzw. BWV 244a / 1 BC B 22 / 1 |
NBA | BWV |
1 | 1 |
2a | 2 | Evangelist Und nach zween Tagen war Ostern, und die Tage der süßen Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit Listen ergriffen und töteten. Sie sprachen aber: | |
2b | 3 | Coro Ja nicht auf das Fest, daß nicht ein Aufruhr im Volk werde. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 248 III / 26 BC D 7 III / 26 |
2c | 4 | Evangelist: Und da er in Bethanien war, in Simonis, des Aussätzigen Hause, und saß zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit ungefälschtem und köstlichem Narden-Wasser: und sie zerbrach das Glas, und goss es auf sein Haupt. Da waren etliche, die wurden unwillig, und sprachen: | |
2d | 5 | Coro Was soll doch dieser Unrat? Man könnte das Wasser mehr denn um dreihundert Groschen verkauft haben, und daß selbe den Armen geben. | |
2e | 6 | Chorale Sie stellen uns wie Ketzern nach, nach unserm Blut sie trachten, noch rühmen sie sich Christen auch, die Gott allein groß achten. Ach Gott! Der teure Name Dein, muß ihrer Schalkheit Deckel sein, du wirst einmal aufwachen. | 1731 als Satz 2 d |
3 | 7 | Evangelist Und murreten über sie. | 1731 als Satz 2 e |
4a | 8 | Evangelist Jesus aber sprach: | |
4b | 9 | Jesus Lasset sie zufrieden was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun mich aber habt ihr nicht allezeit! Sie hat getan, was sie konnte sie ist zuvor gekommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat. | |
4c | 10 | Evangelist Und Judas Ischariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, daß er ihn verriete. Da sie das höreten, wurden sie froh, und verhießen ihm das Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn füglich verriete. | |
5 | 11 | Chorale Mir hat die Welt füglich gericht, mit Lügen und mit falschen G'dicht, viel Netz und heimlich Stricke. Herr nimm mein wahr, in dieser G'fahr, b'hüt mich vor falschen Tücken. | |
6a | 12 | Evangelist Und am ersten Tage der süßen Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: | |
6b | 13 | Jünger Wo willst du, daß wir hingehen, und bereiten, daß du das Osterlamm essest? | 1731 als Chorus bezeichnet 1744 mit Jünger bezeichnet. |
6c | 14 | Evangelist Und er sandte seiner Jünger zween, und sprach zu ihnen: | |
6d | 15 | Jesus Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser, folget ihm nach, und wo er eingehet, da sprecht zu dem Hauswirt: der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gasthaus, darin ich das Osterlamm esse mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der gepflastert und bereitet ist, daselbst richtet für uns zu. | |
6e | 16 | Evangelist Und die Jünger gingen aus, und kamen in die Stadt, und funden, wie wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm. Am Abend aber kam er mit den Zwölfen. Und als sie zu Tische saßen, und aßen, sprach Jesus: | |
6f | 17 | Jesus Wahrlich, ich sage euch, der mit mir isset, wird mich verraten. | |
6g | 18 | Evangelist Und sie wurden traurig, und sagten zu ihm, einer nach dem andern: | |
6h | 19 | Chorus Bin ich's: Und der andere: Bin ich's? | 1731 mit Evangelist bezeichnet und den Text: Bin ich's: Und der andere: der Nummer zuvor zugeordnet |
7 | 20 | Chorale Ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden des Sandes an dem Meer. Die haben Dir erreget das Elend, das Dich schläget, und das betrübte Marter-Heer. | |
8a | 21 | Evangelist Er antwortete und sprach zu ihnen: | |
b | 22 | Jesus Einer aus den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel tauchet. Zwar des Menschen Sohn gehet hin, wie von ihm geschrieben stehet. Wehe aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird: es wäre demselben Menschen besser, daß er nie geboren wäre. | |
8c | 23 | Evangelist Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's, und gab's ihnen und sprach: | |
8d | 24 | Jesus Nehmet, esset, das ist mein Leib. | |
8e | 25 | Evangelist Und nahm den Kelch, und dankte, und gab ihnen den und sie trunken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: | |
8f | 26 | Jesus Das ist mein Blut des Neuen Testaments, das für viele vergossen wird. Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächse des Weinstocks, bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes. | |
9 | 27 | Aria Mein Heiland, Dich vergess ich nicht, ich hab Dich in mich verschlossen, und Deinen Leib und Blut genossen, und meinen Trost auf Dich gericht'. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 198 / 5 BC G 34 / 5 |
10a | 28 | Evangelist Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Und Jesus sprach zu ihnen: | |
10b | 29 | Jesus Ihr werdet Euch in dieser Nacht alle an mir ärgern. Denn es stehet geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich verstreuen. Aber nachdem ich auferstehe, will ich vor Euch hingehen in Galiläam. | |
11 | 30 | Chorale Wach auf, oh Mensch, vom Sünden-Schlaf ermuntre Dich, verlorenes Schaf, und bessre bald Dein Leben! Wach auf, es ist doch hohe Zeit, es kommt heran die Ewigkeit, dir Deinen Lohn zu geben. Vielleicht ist heut der letzte, wer weiß noch, wie man sterben mag. | |
12a | 31 | Evangelist Petrus aber saget zu ihm | |
12b | 32 | Petrus Und wenn sie sich alle ärgerten, so wollte ich doch mich nicht ärgern. | |
12c | 33 | Evangelist Und Jesus sprach zu ihm: | |
12d | 34 | Jesus Wahrlich, ich sage Dir, heute in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal krähet, wirst Du mich dreimal verleugnen. | |
12e | 35 | Evangelist Der redet aber noch weiter: | |
12f | 36 | Petrus Ja, wenn ich mit Dir auch sterben müßte wollt ich Dich nicht verleugnen. | |
Addendum I | Addendum I | Aria Ich lasse dich, mein Jesu nicht, wo du verdirbst will ich verderben. Durch Creutz und Schmach folg ich dir nach und wo du stirbst, da will ich sterben | Eingefügte Arie 1744 unbekannter Textdichter ? |
12g | 37 | Evangelist Dassselbe gleichen sagten sie alle. Und sie kamen zu dem Hofe, mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: | |
12h | 38 | Jesus Setzet Euch hier, bis ich hingehe, und bete. | |
12i | 39 | Evangelist Und nahm zu sich Petrum, und Jacobum, und Johannem und fing an zu zittern und zu zagen, und sprach: | |
12j | 40 | Jesus Meine Seele ist betrübt bis in den Tod, enthaltet euch hier, und wachet. | |
13 | 41 | Chorale Betrübtes Herz, sei wohlgemut, tu nicht sogar verzagen. Es wird noch werden alles gut, all dein Kreuz, Not und Plagen wird sich in lauter Fröhlichkeit verwandeln in gar kurzer Zeit, das wirst du wohl erfahren | Textfassung 1731 Betrübtes Herz, sei wohlgemut, tu nicht sogar verzagen. Es wird noch werden alles gut, all dein Kreuz, Not und Klagen wird sich in lauter Fröhlichkeit verwandeln in gar kurzer Zeit, das wirst du wohl erfahren |
14a | 42 | Evangelist Und ging ein wenig fürbass, fiel auf die Erde, und betete, daß so es möglich wäre, die Stunde vorüberginge, und sprach: | |
14b | 43 | Jesus Abba, mein Vater, es ist Dir alles möglich, überhebe mich dieses Kelchs. Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst. | |
15 | 44 | Chorale Mach's mit mir Gott nach Deiner Güt, hilf mir in meinem Leiden, was ich Dich bitt, versag mich nicht, wenn sich mein Seel soll scheiden. so nimm sie, Herr, in Deine Hände, ist alles gut, wenn gut das End. | |
16a | 45 | Evangelist Und kam, und fand sie schlafend. Und sprach zu Petrus: | |
16b | 46 | Jesus Simon, schläfest Du? Vermögest Du denn nicht eine Stunde zu wachen mit mir? Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. | Textfassung 1731 Simon, schläfest Du? Vermögest Du denn nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. |
16c | 47 | Evangelist Und ging wieder hin, und sprach dieselben Worte. Und kam wieder, und fand sie abermal schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs, und wussten nicht, was sie ihm antworteten. Und er kam zum dritten mal und sprach zu ihnen: | |
16d | 48 | Jesus Ach wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug, die Stunde ist kommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände. Stehet auf, lasst uns gehen. Siehe, der mich verrät, ist nahe, siehe. | Textfassung 1731 Ach wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug, die Stunde ist kommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände. Stehet auf, lasst uns gehen. Siehe, der mich verrät, ist nahe. |
17 | 49 | Aria Er kommt, er kommt, er ist vorhanden! Mein Jesu, Ach! Er suchet Dich, entfliehe doch, und lasse mich mein Heil, statt Deiner in den Banden. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 198 / 3 BC G 34 / 3 |
18a | 50 | Evangelist Und alsbald, da er noch redet, kam herzu Judas, der Zwölfen einer, und eine große Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben, und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's, den greifet, und führet ihn gewiss. Und da er kam, trat er bald zu ihm, und sprach zu ihm: | |
18b | 51 | Judas Rabbi, Rabbi. | |
18c | 52 | Evangelist Und küsset ihn. | |
19 | 53 | Aria Falsche Welt, dein schmeichelnd Küssen, ist der frommen Seelen Gift. Deine Zungen sind voll Stechen, und die Worte, die sie sprechen, sind zu Fallen angestift. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 54 / 1 BC A 51 / 1 |
20a | 54 | Evangelist Die aber legten ihre Hände an ihn, und griffen ihn. Einer aber von denen, die dabei stunden, zog sein Schwert aus, und schlug des Hohenpriesters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: | |
20b | 55 | Jesus Ihr seid ausgegangen, als zu einem Mörder, mit Schwerden und mit Stangen, mich zu fassen. Ich bin täglich im Tempel bei Euch gesessen, und habe gelehret, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber auf daß die Schrift erfüllet werde. | |
21 | 56 | Chorale Jesu, ohne Missetat, im Garten Vorhanden, da man dich gebunden hat fest mit harten Banden. wenn uns will der arge Feind mit der Sünde binden, so laß uns, oh Menschenfreund! Dadurch Lösung finden. | Textfassung 1731 Jesu, ohne Missetat, im Garten Vorhanden, da man dich gebunden hat fest mit harten Banden. wenn uns will der böse Feind mit der Sünde binden, so laß uns, oh Menschenfreund! Dadurch Lösung finden. |
22 | 57 | Evangelist Und die Jünger verließen ihn alle, und flohen. Und es war ein Jüngling, der folgete ihm nach der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut und diesen Jüngling griffen sie. Er aber ließ den Leinwand fahren und flohe nackt von ihnen. | |
23 | 58 | Chorale Ich will hier bei Dir stehen, verachte mich doch nicht, von Dir will ich nicht gehn, wenn Dir Dein Herze bricht, wenn Dein Haupt wird erblassen im letzten Todesstoß, alsdann will ich Dich fassen in meinen Arm und Schoß.
| Vermutlicher Parodiebezug BWV 244 / 17 overro 29 BC D 3 / 17 overro 29 Textfassung 1731 Ich will hier bei Dir stehen, verlasse mich doch nicht, von Dir will ich nicht gehn, wenn Dir Dein Herze bricht, wenn Dein Haupt wird erblassen im letzten Todesstoß, alsdann will ich Dich fassen in meinen Arm und Schoß. |
Zweiter Teil |
24 | 59 | Aria Mein Tröster ist nicht mehr bei mir, mein Jesu, soll ich Dich verlieren, und zum Verderben sehen führen? Das kömmt der Seele schmerzlich für. Der Unschuld, welche nichts verbrochen, dem Lamm, das ohne Missetat wird in dem ungerechten Rat ein Todesurteil zugesprochen. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 198 / 8 BC G 34 / 8 |
25a | 60 | Evangelist Und sie führten Jesum zu den Hohenpriestern und Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus aber folgete ihm nach von ferne, bis hinein in des Hohenpriesters Palast und saß bei den Knechten, und wärmte sich bei dem Licht. Aber die Hohenpriester und der ganze Rat suchten Zeugnis wider Jesum und funden nichts. Viel gaben falsches Zeugnis wider Jesum, aber ihr Zeugnis stimmete nicht überein. Und etliche stunden auf, und gaben falsches Zeugnis wider ihn, und sprachen: | |
25b | 61 | Testis Wir haben gehöret, daß er saget: Ich will den Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in dreien Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 248 III / 26 BC D 7 III / 26 overro BWV 102 / 2 BC A 119 / 2 |
25c | 62 | Evangelist Aber ihr Zeugnis stimmete noch nicht überein. | |
26 | 63 | Chorale Was Menschen Kraft und Witz anfässt, soll und billig nicht schrecken, er sitzet an der höchsten Stätt, er wird ihr'n Rat aufdecken. wenn sie aufs klügste greifen an, so geht doch Gott ein andre Bahn, es steht in seinen Händen. | |
27a | 64 | Evangelist Und der Hohepriester stund unter ihnen auf, und fragte Jesum und sprach: | |
27b | 65 | Hohepriester Antwortest Du nichts zu dem, was diese wider Dich zeugen? | |
27c | 66 | Evangelist Er aber schwieg stille, und antwortete nichts. | |
28 | 67 | Chorale Befiehl Du Deine Wege, und was Dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege, des, der den Himmel lenkt, der Wolken, Luft und Winden, gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da Dein Fuß gehen kann. | |
29a | 68 | Evangelist Da fraget ihn der Hohepriester abermal und sprach zu ihm: | |
69 | Hohepriester Bist Du Christus, der Sohn des Hochgelobten? | |
70 | Evangelist Jesus sprach: | |
71 | Jesus Ich bin's. Und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft, und kommen auf des Himmels Wolken. | |
72 | Evangelist Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: | |
73 | Hohepriester Was dürfen wir weiter Zeugen? Ihr habt gehört die Gotteslästerung. Was dünket Euch? | |
74 | Evangelist Sie aber verdammten ihn alle, daß er des Todes schuldig wäre. Da fingen an etliche ihn zu verspeien, und mit Fäusten zu schlagen, und zu ihm zu sagen: | |
29b | 75 | Coro Weissage uns! | |
29c | 76 | Evangelist Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht. | |
30 | 77 | Chorale Du edles Angesichte, dafür sonst schrickt und scheut das große Weltgerichte, wie bist Du so bespeit, wie bist Du so erbleichet, wer hat Dein Augenlicht, dem sonst kein Licht nicht gleichet, so schändlich zugericht? | |
31a | 78 | Evangelist Und Petrus war da nieder in dem Palast, da kam des Hohenpriesters Mägde eine. Und da sie sahe Petrum sich wärmen, schauet sie ihn an, und sprach: | |
79 | Ancilla Und du warest auch mit Jesum von Nazareth. | |
80 | Evangelist Er leugnete aber und sprach: | |
81 | Petrus Ich kenne ihn nicht, weiß auch nicht, was du sagest. | |
82 | Evangelist Und er ging hinaus in den Vorhof und der Hahn krähet. Und die Magd sahe ihn, und hub abermal an zu sagen zu denen, die dabei stunden: | |
83 | Ancilla Dieser ist der einer. | |
84 | Evangelist Und er leugnete abermal. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermal zu Petro, die dabei stunden: | |
31c | 85 | Coro Wahrlich, du bist der einer denn du bist ein Galiläer, und deine Sprache lautet gleich also. | |
86 | Evangelist Er aber fing an sich zu verfluchen und zu schwören. | |
87 | Petrus Ich kenne des Menschen nicht, von dem ihr redet. | |
88 | Evangelist Und der Hahn krähet zum andernmal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm saget: Ehe der Hahn zweimal krähet, wirst Du mich dreimal verleugnen. Und er hub an zu weinen. | |
32 | 89 | Chorale Herr, ich habe missgehandelt, ja mich, drückt der Sünden Last, ich bin nicht den Weg gewandelt, den Du mir gezeiget hast. Und nun will ich mich aus Schrecken, Herr vor deinen Zorn verstecken. | Textfassung 1731 Herr, ich habe missgehandelt, ja mich, drückt der Sünden Last, ich bin nicht den Weg gewandelt, den Du mir gezeiget hast. Und jetzt wollt ich gern aus Schrecken mich vor Deinem Zorn verstecken. |
33a | 90 | Evangelist Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Rat, und banden Jesum, und führeten ihn hin, und überantworteten ihn Pilato. Und Pilatus fraget ihn: | |
91 | Pilatus Bist Du der König der Juden. | |
92 | Evangelist Er antwortete und sprach: | |
93 | Jesus Du sagest's. | |
94 | Evangelist Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermals, und sprach: | |
95 | Pilatus Antwortest Du nichts? Siehe, wie hart sie Dich verklagen. | |
96a | Evangelist Jesus aber antwortete nichts mehr, also, daß sich auch Pilatus verwunderte. | 1731: ohne Arie und die Rezitativteile 96a und 96b an einem Stück. 1744 Einfügung der Arie und aufsplitten des Rezitativ 96 in die zwei Teile 96a und 96b |
Addendum II | Aria Will ich doch gar gerne schweigen, böse Welt, verfolge mich: Aber du, mein lieber Gott, siehest meiner Feinde Spott du wirst auch mein Unschuld zeigen |
96b | Evangelist Er pflegte aber, ihnen auf das Osterfest einen Gefangenen los zu geben, welchen sie begehrten. Es war aber einer, genannt Barrabas, gefangen mit den Aufrührerischen die im Aufruhr einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf, und bat, daß er tät, wie er pfleget. Pilatus aber antwortet ihnen: |
97 | Pilatus Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden losgebe? | |
98 | Evangelist Denn er wusste, daß ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. Aber die Hohenpriester reizeten das Volk, daß er ihnen viel lieber Barrabam losgebe. Pilatus aber antwortet wiederum, und sprach: | |
99 | Pilatus Was wollt ihr denn, daß ich dem tue, den ihr schuldiget, er sei der König der Juden? | |
100 | Evangelist Sie schrien abermals: | |
33b | 101 | Coro Kreuzige ihn! | Vermutlicher Parodiebezug BWV 248 III / 21 BC D 7 III / 21 |
33c | 102 | Evangelist Pilatus aber sprach zu ihnen: | |
103 | Pilatus Was hat er denn Übels getan? | |
104 | Evangelist Aber sie schrien noch viel mehr: | |
33d | 105 | Coro Kreuzige ihn! | Vermutlicher Parodiebezug BWV 248 III / 21 BC D 7 III / 21 |
34 | 106 | Aria Angenehmes Mordgeschrei! Jesus soll am Kreuze sterben, nur damit ich vom Verderben der verdammten Seelen frei, damit mir Kreuz und Leiden, sanfte zu ertragen sei. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 204 / 8? BC G 45 / 8 overro BWV 216 / 3 BC G 43 / 3 |
35a | 107 | Evangelist Pilatus aber gedachte dem Volk genug zu tun, und gab ihnen Barrabam los und überantwortet ihnen Jesum, daß er gegeißelt und gekreuzigt würde. Die Kriegsknechte aber führeten ihn hinein in das Richthaus, und riefen zusammen die ganze Schar und zogen ihm ein Purpur an, und flochten eine Dornenkrone, und setzten sie ihm auf. Und fingen an zu grüßen: | |
35b | 108 | Coro Gegrüßet seist Du, der Juden König! | |
35c | 109 | Evangelist Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr, und verspeieten ihn, und fielen auf die Knie, und beteten ihn an. | |
36 | 110 | Chorale Man hat Dich sehr hart verhöhnet dich mit großem Schimpf belegt und mit Dornen gar gekrönet: Was hat Dich dazu bewegt? daß Du möchtest mich ergötzen, mir die Ehrenkron aufsetzen. Tausendmal, tausendmal sei Dir, liebster Jesu, Dank dafür. | |
37 | 111 | Evangelist Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus, und legten ihm seine eigenen Kleider an, und führeten ihn hinaus, daß sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, der vorüberging, mit Namen Simon von Cyrene, der vom Felde kam (der ein Vater war, Alexandri und Ruffi), daß er ihm das Kreuz nachtrüge. Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha, das ist verdolmetscht Schädelstätt'. Und sie gaben ihm Myrrhen im Wein zu trinken, und er nahm's nicht zu sich. Und da sie ihn gekreuziget hatten, teilten sie seine Kleider, und warfen das Los darüber, welcher was überkäme. | |
38 | 112 | Chorale Das Wort sie sollen lassen stahn, und keinen Dank dazu haben: Er ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben. nehmen sie uns den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, laß fahren dahin, sie haben's kein Gewinn, das Reich Gotts muss uns bleiben. | |
39a | 113 | Evangelist Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten: Und es war oben über ihn geschrieben, was man ihm Schuld gab, nämlich ein"König der Juden". Und sie kreuzigten mit ihm zween Mörder, einen zu seiner Rechten, und einen zur Linken. Da ward die Schrift erfüllet, die da saget: "Er ist unter die Übeltäter gerechnet". Und die vorüber gingen, lästerten ihn, und schüttelten ihre Häupter und sprachen: | |
39b | 114 | Coro Pfui dich, wie fein zerbrichst du den Tempel, und bauest ihn in dreien Tagen! Hilf dir nun selber, und steig herab vom Kreuze. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 248 V / 45 BC D 7 V / 45 |
39c | 115 | Evangelist Desselben die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander, samt den Schriftgelehrten, und sprachen: | |
39d | 116 | Coro Er hat andern geholfen, und kann ihm selber nicht helfen. Ist er Christus und König in Israel, so steige er vom Kreuze, daß wir sehen und gläuben. | |
39e | 117 | Evangelist Und die mit ihm gekreuziget waren, schmäheten ihn auch. Und nach der sechsten Stunde ward eine Finsternis über das ganze Land, bis um die neunte Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut, und sprach: | |
39f | 118 | Jesus Eli, Eli, lama asabthani? | |
39g | 119 | Evangelist Das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen? | |
40 | 120 | Chorale Keinen hat Gott verlassen, der ihm vertraut allzeit, und ob ihn gleich viel hassen, geschieht ihm doch kein Leid Gott will die Seinen schützen, zuletzt erheben doch, und geben was ihn'n nützet, hier zeitlich und auch dort. | |
41a | 121 | Evangelist Und etliche, die dabei stunden, da sie das höreten, sprachen sie: | |
41b | 122 | Coro Siehe, er rufet dem Elias. | |
41c | 123 | Evangelist Da lief einer, und füllete einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr, und tränket ihn und sprach: | |
124 | Soldat Halt, lasst sehen, ob Elias komme, und ihm helfe. | |
125 | Evangelist Und Jesus schrie laut, und verschied. | |
42 | 126 | Aria Welt und Himmel nehmt zu Ohren Jesus schreiet überlaut. Allen Sündern sagt er an, daß ihm nun genug getan, daß das Eden aufgebaut, welches wir zuvor verloren. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 120a / 3 BC B 15 / 3 overro BWV 120 / 4 BC B 6 / 4 overro BWV 7 / 2 BC A 177 / 2 overro BWV 234 / 3 BC E 3 / 3 |
43 | 127 | Evangelist Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stück, von oben an bis unten aus. Der Hauptmann aber, der dabei stund ihm gegenüber, und sahe, daß er mit solchem Geschrei verschied, sprach er: | |
128 | Centurion Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen. | |
129 | Evangelist Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches schaueten, unter welchen war Maria Magdalena, und Maria des kleinen Jakobs und Joses Mutter, und Salome die ihm auch nachgefolget, da er in Galiläa war, und gedienet hatten und viele andere, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. Und am Abend, dieweil es der Rüsttag war, welcher ist der Vor-Sabbath, kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete, der wagt's und ging hinein zu Pilato, und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwundert' sich, daß er schon tot war und rief dem Hauptmann, und fraget ihn, ob er schon gestorben wäre? Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam. | |
44 | 130 | Chorale O! Jesu Du, mein Hilf und Ruh! Ich bitte Dich mit Tränen, hilf, daß ich mich bis ins Grab nach Dir möge sehnen. | |
45 | 131 | Evangelist Und er kaufte ein Leinwand, und nahm in ab, und wickelte ihn in die Leinwand, und legte ihn in ein Grab, das war in einen Felsen gehauen und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür. Aber Maria Magdalena und Maria Joses, schaueten zu, wo er hingeleget ward | |
46 | 132 | Coro Bei Deinem Grab und Leichenstein, will ich mich stets, mein Jesu, weiden und über Dein verdienstlich Leiden, von Herzen froh und dankbar sein. Schau, diese Grabschrift sollst Du haben mein Leben kommt aus Deinem Tod, hier hab ich meine Sündennot und Jesum selbst in mich begraben. | Vermutlicher Parodiebezug BWV 198 / 11 BC G 34 / 11 bzw. BWV244a / 7 BC B 22 / 7 |