BWV 198 BC G 34 Textdichter: Johann Christoph Gottsched Textdruck: ODE, welche bey der öffentlichen Lob- und Trauer-Rede so der wyland Allerdurchlauchtigsten Königin und Frauen, Frauen Christianen Eberhardinen, Königin in Polen und Churfürstin zu Sachstem etc. etc. etc. im Jahre 1727. den 17. Oct. in der Academischen Kirch zu Leipzig gehalten wurde, theil vor theils nach derselben musicalisch abgesungen worden. Leipzig, bey Bernhard Christoph Breitkopf |
Nachdruck: C. E. Sicul, Das Thränende Leipzig, Leipzig, 1727 Entstehungszeit des Textes: vor 09. Oktober 1727 N.B.: - Laut zeitgenössischem Bericht auch Beteiligung von Flauto dolce, fraglich ist jedoch in welchen Sätzen. - EA 17. Oktober 1727 (der nachträglich vermerkte Titel der Partitur schreibt irrtümlich den 18. Oktober) - Brandenburg-Bayr = gemeint ist Brandenburg-Bayreuth |
Trauer Music, so, Bey der Lob- und Trauer Rede, welche auff das Absterben Ihro Königl. Maj. und Churfl. Durchl. zu Sachsen, Frauen Christianen Eberhardinen, Königin in Pohlen etc, und Churfürstin zu Sachsen ect, geb. Marckgräfin zu Brandenburg-Bayr von dem Hochwohlgeb. Herrn von Kirchbach in der Pauliner- Kirche zu Leipzig gehalten wurde, aufgeführt worden von Joh. Sebast: Bach ao. 1727 d. 18 Octob: J.J. Tombeau de S.M. la Reine de Pologne. |
Coro Soprano, Alto, Tenore, Basso, Flauto traverso I&II, Oboe [d'amore] I&II, Violino I&II, Viola, Viola da gamba I&II, Liuto I e Liuto II e Basso continuo: Laß, Fürstin,! laß noch einen Strahl aus Salems Sterngewölbe schießen. Und sieh, mit wieviel Tränengüssen umringen wir dein Ehrenmahl! | Parodiebezug 1729 Übernahme in BWV 244a BC B 22 als Satz 1 1731 Übernahme in BWV 247 BC D 4 übernommen als Satz 1 | Textfassung Gottsched Strophe 1 Laß, Fürstin,! laß noch einen Strahl aus Salems Sterngewölbe schießen. Und sieh, mit wieviel Tränengüssen benetzten wir dein Ehrenmahl! Dein Sachsen, dein bestürztes Meißen erstarrt bei deiner Toten=Grufft das Auge tränt, die Zunge ruft: Mein Schmerz muß unaussprechlich heißen! Strophe 2 Hier klagt August, der Prinztz, und Land, der Adel ächzt, der Bürger trauert, wie hat dich nicht dein Volk bedauert, sobald es deinen Fall empfand? Verstummt! verstummt! ihr holden Saiten! Kein Ton vermag der Länder Not bei ihrer teuren Mutter Tod, O Schmerzenswort! recht anzudeuten. Strophe 3 Der Glocken bebendes Getön soll der betrüben Seelen Schrecken durch ihr geschlagnes Ertz entdecken, und uns durch Mark und Adern gehn. O, könnte nur dies bange Klingen, davon das Ohr uns täglich gellt, der ganzen Europäerwelt ein Zeugnis unsres Jammers bringen! Strophe 4 Wie starb die Heldin so vergnügt! Wie mutig hat ihr Geist gerungen. Biß sie des Todes Arm bezwungen, noch eh er ihre Brust besiegt. Ihr Leben ließ die Kunst zu sterben un unverrückbar Übung sehn unmöglich konnt es denn geschehn, sich vor dem Tode zu entfärben. Strophe 5 Ach selig! wessen großer Geist sich über die Natur erhebet, vor Gruft und Särgen nicht erbebet, vor Gruft und Särgen nicht erbebet, wenn ihn sein Schöpfer scheiden heißt. An dir, du Muster Großer Frauen, an dir, erhabne Königin, an dir, du Glaubenspflegerin, war dieser Großmut Bild zu schauen. |
Recit 1. con l'accomp. di Violini e Viola Recitativo Soprano, Violino I&II, Viola, Basso continuo: Dein Sachsen, dein bestürztes Meißen erstarrt bei deiner Königsgruft das Auge tränt, die Zunge ruft: Mein Schmerz kann unbeschreiblich heißen! Hier klagt August und Prinz und Land, der Adel ächzt, der Bürger trauert, wie hat dich nicht dein Volk bedauert, sobald es deinen Fall empfand! | |
Aria Soprano, Violino I&II, Viola, Basso continuo: Verstummt! verstummt! ihr holden Saiten! Kein Ton vermag der Länder Not bei ihrer teuren Mutter Tod, O Schmerzenswort! recht anzudeuten. | Parodiebezug 1731 Übernahme in BWV 247 BC D 4 übernommen als Satz 17 |
Recit 2. Recitativo Alto, Flauto traverso I&II, Oboe [d'amore] I&II, Viola da gamba I& II Liuti I&II, Basso continuo: Der Glocken bebendes Getön soll unsrer trüben Seelen Schrecken durch ihr geschwungnes Erze wecken und uns durch Mark und Adern gehn. O, könnte nur dies bange Klingen, davon das Ohr uns täglich gellt, der ganzen Europäerwelt ein Zeugnis unsres Jammers bringen! | |
Aria 2 Viole de gamb e 2 Liuti Aria Alto, Viola da gamba I&II, Liuto I e Liuto II [e Basso continuo?]: Wie starb die Heldin so vergnügt! Wie mutig hat ihr Geist gerungen da sie des Todes Arm bezwungen, noch eh er ihre Brust besiegt. | Parodiebezug 1731 Übernahme in BWV 247 BC D 4 übernommen als Satz 9 |
Recit. 2 Hautb.è Tenore Recitativo Tenore, Oboe [d'amore] I&II, Basso continuo: Ihr Leben ließ die Kunst zu sterben un unverrückter Übung sehn unmöglich konnt es denn geschehn, sich vor dem Tode zu entfärben. Ach selig! wessen großer Geist sich über die Natur erhebet, vor Gruft und Särgen nicht erbebet, vor Gruft und Särgen nicht erbebet, wenn ihn sein Schöpfer scheiden heißt. | |
Coro Soprano, Alto, Tenore, Basso, Flauto traverso I&II, Oboe [d'amore] I&II, Viola da gamba I&II, Liuto I e Liuto II e Basso continuo: An dir, du Fürbild großer Frauen, an dir, erhabne Königin, an dir, du Glaubenspflegerin, war dieser Großmut Bild zu schauen. | |
Par s2da N ach gehaltener TrauerRede |
Aria Tenore, Oboe [d'amore] I&II, Violino I&II, Viola, Viola da gamba I&II, Liuti I e Liuti II, Basso continuo: Der Ewigkeit saphirnes Haus zieht, Fürstin, deine heitern Blicke von unsrer Niedrigkeit zurücke und tilgt der Erden Dreckbild* aus. Ein starker Glanz von hundert Sonnen, der unsern Tag zur Mitternacht und unsre Sonne finster macht, hat dein verklärtes Haupt umsponnen. | Parodiebezug 1731 Übernahme in BWV 247 BC D 4 übernommen als Satz 24 N.B.: Quelle verderbt, evt. könnte auch Denkbild statt Dreckbild gemeint sein. Bei Gottsched steht Denkbild.. | Strophe 6 Der Ewigkeit saphirnes Haus zieht, deine heitern Augen Blicke von der verschmähten Welt zurücke, und tilgt der Erden Denckbild aus. Ein starker Glanz gleich hundert Sonnen, der unsern Tag zur Mitternacht und unsre Sonne finster macht, hat dein verklärtes Haupt umsponnen. Strophe 7 Was Wunder ists? Du bist es wert, du Fürbild aller Königinnen! Du mußtest allen Schmuck gewinnen, der deine Scheitel itzt verklärt. Nun trägst du vor des Lammes Throne anstatt des Purpurs Eitelkeit ein perlenreines Unschuldskleid und spottest der verlaßnen Krone. Strophe 8 Soweit der volle Weichselstrand, der Niester und die Warthe fließet, soweit sich Elb' und Muld' ergießet, erhebt dich beides, Stadt und Land. Dein Torgau geht im Trauerkleide, dein Pretzsch wird kraftlos, starr und matt denn da es dich verloren hat, verliert es seiner Augen Weide. Strophe 9 Doch, Königin! du stirbest nicht, man weiß, was man an dir besessen die Nachwelt wird dich nicht vergessen, bis dieser Weltbau einst zerbricht. Ihr Dichter, schreibt! wir wollens lesen: Sie ist der Tugend Eigentum der Untertanen Lust und Rum, der Königinnen Preis gewesen. |
Recitativo e Arioso Basso, Flauto traverso I&II, Oboe [d'amore] I&II, Basso continuo: Was Wunder ists? Du bist es wert, du Fürbild aller Königinnen! Du mußtest allen Schmuck gewinnen, der deine Scheitel itzt verklärt. Nun trägst du vor des Lammes Throne anstatt des Purpurs Eitelkeit ein perlenreines Unschuldskleid und spottest der verlaßnen Krone. Soweit der volle Weichselstrand, der Niester und die Warthe fließet, soweit sich Elb' und Muld' ergießet, erhebt dich beides, Stadt und Land Dein Torgau geht im Trauerkleide, dein Pretzsch wird kraftlos, starr und matt denn da es dich verloren hat, verliert es seiner Augen Weide. | |
Chorus ultimus post 2dam Partem. Coro Soprano, Alto, Tenore, Basso, Flauto traverso I&II, Oboe [d'amore] I&II, Violino I&II, Viola, Viola da gamba I&II, Liuto I e Liuto II e Basso continuo: Doch, Königin! du stirbest nicht, man weiß, was man an dir besessen die Nachwelt wird dich nicht vergessen, bis dieser Weltbau einst zerbricht. Ihr Dichter, schreibt! wir wollens lesen: Sie ist der Tugen Eigentum der Untertanen Lust und Rum, der Königinnen Preis gewesen. | Parodiebezug 1729 Übernahme in BWV 244a BC B 22 als Satz 7 1731 Übernahme in BWV 247 BC D 4 übernommen als Satz 46 |
Finde SDG Lipsiae ao. 1727. d. 15 Oct: Johann Sebastian Bach |