Die geistlichen Kantaten, Oratorien & Passionen zum Kirchenjahr
von Johann Sebastian Bach vom 1. Advent bis Trinitatis

Dieser erste Abschnitt der geistlichen Vokalwerke Bachs umfasst die Zeit des Kirchenjahres vom
ersten Advent bis zum Sonntag Trinitatis.
Diese Zeit beinhaltet alle großen Kirchenfeste wie Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt,
Pfingsten und Trinitatis sowie weitere besondere Tage des Kirchenjahres, und ist somit reich an Festtagen.
Im Gegensatz zu dem auch als festlose Zeit bezeichnetem zweiten Abschnitt vom 1. Son. n. Trinitatis bis zum
letzten Sonntag des Kirchenjahres.
(Gleichwohl gibt es auch in diesem Zeitraum einige große Festtage,
die heute unbekannt sind und in der Regel nicht mehr gefeiert werden.)

Die großen Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten wurde jeweils mit drei Festtagen bedacht.
In dem ersten Abschnitt gibt es aber auch einige Phasen, in denen in Leipzig keine umfangreichen
Kirchenmusiken (Figuralmusik) aufgeführt wurden - Tempus clausum
Diese Zeit umfasst die Bußzeit des Advents, bei der vom 2. - 4. Advent keine Figural-Musik geboten wurde,
ebenso wurde an den Sonntagen der Fastenzeit von Invocavit bis Palmarum
- bis auf das Fest Mariae Verkündigung am 25. März - keine Figuralmusik dargeboten.
Sämtliche sonst überlieferten Kantaten des Tempus clausum entstammen der vorleipziger Zeit Bachs.

Die Kantaten wurde in Leipzig an verschiedenen Festtagen im Nachmittagsgottesdienst zum zweiten mal aufgeführt.
Am Vormittag bzw. am Nachmittag in der St. Nikolaikirche und der St. Thomaskirche. Wurde also eine Kantate
Vormittags in St. Thomas aufgeführt so erklang dasselbe Werke am Nachmittag in St. Nicolai bzw. umgekehrt.
Manchmal führte Bach im Gottesdienst auch zwei Kantaten (Bsp. BWV 59 & 172 am 1. Pfingsttag 1724) oder eine größere jedoch
zweiteilige Kantate (BWV 76) auf, so das eine Kantate bzw. ein Kantatenabschnitt vor
-
zwischen der Verlesung des Evangeliums und dem Credo -
und die zweite Kantate bzw. der andere Kantatenabschnitt nach der Predigt
-
nach dem Kanzeldienst oder auch sub communionem - erklang.
(Näheres siehe Gottesdienstordnungen der Bach-Zeit.)

Grundlage der Kantatentexte ist in der Regel der Evangeliumstext des jeweiligen liturgischen Tages,
aber auch der Episteltext oder auch der Eingangspsalm konnten einzeln oder kombiniert verwendet werden,
ebenso wurden die Texte geeigneter Kirchenlieder genutzt.
Bach und seine Zeitgenossen richteten sich, neben den verschiedenen Bibelkommentaren ihrer Zeit (vornehmlich Olearius),
zur Auslegung der Bibeltexte im wesentlichen an der Ausgabe der Lutherbibel aus,
die im wesentlichen auf der unrevidierten Fassung von 1545 beruht.
Daher werden die Epistel- und Evangeliumstexte einmal in der
Fassung von 1545 - in ihrer originalen Schreibweise und im
Wortlaut Luthers wiedergegeben,
zum zweiten in einer revidierten Fassung des 20. Jhd. (von 1970 bzw. 1972) und unsere heutigen Schreibweise
(ohne Berücksichtigung der neuen Rechtschreibreform.)
Damit dürfte es möglich sein die Texte von Bachs Kantaten besser zu verstehen, sei es das einem die heutige
Übersetzung zum besseren Verständnis helfen möge, sei es, das der originale lutherische Wortlaut Textvarianten
und andere Bedeutungschwerpunkte mit aufzeigen kann.
Dahingehend ist es auch anzuraten, Verweise auf Bibelstellen in den Kantatentexten
in ver. Übesetzungen nachzuschlagen und zu vergleichen.

Die liturgischen Farben des Kirchenjahres und Johann Sebastian Bachs geistliche Kantaten

Durch farbliche Hinterlegung bzw. entsprechender farblicher Gestaltung soll die Zugehörigkeit der Kantaten & geistlichen Werke
zu den kirchlichen "Jahreszeiten" deutlich gemacht werden. Diese liturgischen Farben der Parlamente oder Gewänder
sind ein heute noch gültiges nach Außen sichtbares Zeichen des jeweiligen Charakters des Kirchenjahres
mit eigener symbolhafter Bedeutung. Hierbei gilt bis heute folgende Zuordnung:

 

Liturgische Farbe

Zugehöriger Tag des Kirchenjahres
Darstellung

Symbolhafte Bedeutung

weiss

Christnacht,
1. - 3. Weihnachtstag,
Son. n .Weihnachten,
Neujahr,
Son. n. Neujahr,
Epiphanias,
(Letzter Son. n. Epiphanias,)
Mariae Reinigung / Lichtmeß (2. Februar)
Mariae Verkündigung (25. März),
1. - 3. Ostertag,
Quasimodogeniti,
Misericordias Domini,
Jubilate,
Cantate,
Rogate,
Christi Himmelfahrt,
Exaudi,
Sonntag Trinitatis
Johannistag (24. Juni)
Mariae Heimsuchung (02. Juli)
Michaelistag (29. September)

Christus das Licht der Welt

violett

1. - 4. Adventssonntag,
Invokavit,
Reminiscere,
Oculi,
Laetare,
Judica,
Palmarum

Buße und innere Einkehr,
Vorbereitung auf hohe Festtage

rot

1. - 3. Pfingsttag,
Reformationstag (31. Oktober)
Kirchweihfest
Stephanustag (26. Dezember)
Augsburger Bekenntnis (25. Juni)

Feuer,
Heiliger Geist,
Blut der Märtyrer

grün

1. - 4. Sonntage nach Epiphanias,
Septuagesimae,
Sexagesimae,
Estomihi (Quinquagesimae),
1. - 27. Sonntag nach Trinitatis

Schöpfung& Hoffnung

schwarz

Karfreitag

Symbol der Trauer

 

Copyright © 2002 - by Jochen Grob
Alle Angaben ohne Gewähr.
Fehler und Irrtümer vorbehalten

Quellen siehe Literaturverzeichnis

Impressum - Datenschutz - Copyright