Kammermusikwerke für Laute
Bachs Laute - Ein Exkurs
Ausgangssituation
Johann Sebastian Bachs Werke für Lauteninstrumente haben aufgrund ihrer Überlieferung bzw. ihrer Notation
in der Bachforschung zu mannigfaltigen Thesen und Spekulationen Anlaß gegeben.
Einerseits werden die Werke von Bach auch einer Aufführung auf einem Clavier-Instrument (Aufs Lautenwerk) zugeordnet, andererseits sind die Werke nicht
in der üblichen Form der Lautentabulatur überliefert, sondern auf zwei normalen Notensystem - wie für Tasteninstrumente - notiert.
Rückübertragungen dieser Notation auf eine Lautentabulatur führen anscheinend zu unbrauchbaren Lautentabulaturen,
die Werke wären somit nicht ohne Eingriffe (Stimmknickungen, Transpositionen, Oktavversetzungen usw.) auf den heute üblichen Lauten-Instrumente der Bachzeit zu verwirklichen.
Dies führte zu wilden Spekulationen. So wurde und wird behauptet, das Bach sich mit der Laute gar nicht auskannte bzw. ohne jede Rücksicht auf das Instrument komponierte
oder die Werke schlicht und ergreifend nur für Tasteninstrumente (Aufs Lautenwerk) bestimmt seien bzw. das sie vom Spieler nach freiem Belieben selbst einzurichten seien.
Nach neueren Untersuchungen von Herrn Andrè Burguete scheint dies alles hinfällig zu sein.
Aktueller Diskussionsbeitrag
Bei der 7. Bachwoche Stuttgart 2005 der Internationalen Bachakademie Stuttgart, hielt Andrè Burguete zum Thema "Bachs Laute - ein Phantom?"
der Musikwissenschaftler, Instrumentenbauer und Lautenist ein Referat.
Neben Themen wie dem aktuellen Stand des Instrumentenbaus in heutiger Zeit und deren neuen Entwicklungen - Entwicklung der LiutoForte -,
wurde auch auf die oben genannte Problematik eingegangen.
Herr Andrè Burguete stellte dabei dar, daß die bachschen Lautenwerke problemlos auf einem speziellen Instrumententypus der Laute der Bachzeit darstellbar seien.
Aufgrund von Quellenfunde(n) bzgl. dem bachschen Instrumentarium (Auftauchen von Teile einer Laute die evt. aus dem Besitz Johann Sebastian Bachs stammen könnten ?!)
und dem in Nachlass-Verzeichnis zu findenden Hinweis, daß Bach Lauten von geringen Wert besaß (21 Taler, übliche Lauten der Bachzeit waren deutlich teurer)
sowie weiteren Überlegungen, entwickelte Andrè Burguete die These, daß nur ein spezieller Lautentypus der Bachzeit für die Darstellung der bachschen Lautenwerke
geeignet sein könne. Dieser Typus der Laute identifizierte Andrè Burguete als Lautenharfe, auch als "Angelique-Laute" bezeichnet.
"Angelique-Laute"
- Im Gegensatz zur "normalen" Laute einchörige Besaitung.
- Insgesamt 16 einzelne Saiten = 10 Griffbrettsaiten + 6 verlängerte Basssaiten
- Stimmung der Saiten diatonisch: D-E-F-G-A-H-c-d-e-f-g-a-h-c'-d'-e'
Offensichtlich galt diese Laute zur Zeit Bachs als"Damen-Instrument" und wurde spieltechnisch eher wie eine Harfe geschlagen.
Auf diesem Instrument lassen sich laut Andrè Burguete die Werke Bachs für Laute problemlos darstellen.
Die dafür erstellte Rückübertragungen der Lautentabulaturen lassen erkennen,
das die bachsche Notation der Werke von großer, ja eher übergroßer Genauigkeit sind
und somit darstellen, daß Bach sich durchaus im Lautenspiel auskannte.
Schlußbemerkung:
Es bleibt abzuwarten wie sich die Interpretationspraxis der bachschen Lautenwerke entwickelt.
Man kann nur hoffen alsbald erste Einspielungen der Werke auf solch einer" Angelique-Laute" hören zu können
um somit die Werke in ihrer vermutlichen "originalen-Gestalt" kennenlernen zu können.
N.B.:
Da die Werke für Laute heutzutage aufgrund der oben genannten Situation nicht nur auf der Laute
sondern auch auf der Gitarre in mehr oder weniger stark bearbeiteten Fassungen eingespielt werden,
erfolgt in der Tabelle immer ein Hinweis auf Instrument und Tonart. Fehlen solche Hinweise, ist grundsätzlich
als Instrument die Laute / Theorbe gemeint, sowie die originale Tonart.
Siehe auch unter den Einspielungen der Tastenwerke nach, hier wird auf Einspielungen mit Tasteninstrumenten
- im speziellen auf dem Lautenclavier (Aufs Lautenwerk) verwiesen.
BWV | Titel | Entstehungs- | CD | N.B.: |
BWV | Werke für Laute |
| Narcisso Yepes |
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| Lutz Kirchhof |
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| Jakob Lindberg |
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| Mario D'Agosto |
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Suite g-moll | EZ: | Luca Pianca |
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Oliver Holzenburg | ||||
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| Andreas Martin |
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Suite e-moll | EZ: | Monika Rost |
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Michele Barchi | ||||
Partita c-moll | EZ: | Monika Rost |
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| Michele Barchi |
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| Andreas Martin |
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| Jean-Claude Gérard | Rekonstruktion einer | |
Praeludium, | EZ: | Jürgen Rost |
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| Michele Barchi |
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Praeludium c-moll | EZ: | Jürgen Ros |
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| Luca Pianca |
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| Andreas Martin |
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Fuge g-moll | EZ: | Jürgen Rost |
| |
Luca Pianca | ||||
Oliver Holzenburg | ||||
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| Andreas Martin |
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Suite in E-Dur | EZ: | Luca Pianca |
| |
Oliver Holzenburg |
Copyright © 2002 - by Jochen Grob
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Quellen siehe Literaturverzeichnis